AmCham Germany TOP 50-Ranking zeigt: Umsatzstärkste US-Firmen in Deutschland sind Ford, Adam Opel und Amazon

US-Unternehmen verzeichnen Umsatzplus von 2,0 Prozent am Standort Deutschland // Umfrage unter US-Firmen: Wirtschaftliche Instabilität und politischer Populismus in Europa sorgen für Unsicherheit

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Frankfurt, 7. September 2016 – Die amerikanischen Unternehmen in Deutschland sind im Jahr 2015 deutlich stärker gewachsen als im Vorjahr. Die Zahl der Mitarbeiter ist ebenfalls gestiegen. Das zeigt das Ranking der TOP 50 umsatzstärksten US-Unternehmen und TOP 30 größten US-Arbeitgeber der American Chamber of Commerce in Germany (AmCham Germany). Das umsatzstärkste US-Unternehmen in Deutschland ist demnach der Kölner Autobauer Ford. Der größte US-Arbeitgeber ist McDonald's Deutschland. Klare Wachstumschampions sind neben der Dienstleistungs- und Handelsbranche die Automobil- sowie die IT-Branche.

Ergänzt wird das Ranking durch eine Befragung unter US-Unternehmen zum Investitionsstandort Deutschland, erweitert in diesem Jahr um den Wirtschaftsstandort Europa. Die AmCham Germany-Umfrage zeigt: Aktuell wird die Lage als gut bewertet, aber die Verunsicherung über die Zukunftsaussichten wächst. Als größte Herausforderungen für Europa sehen die US-Firmen die anhaltende wirtschaftliche Instabilität sowie die wachsende politische Unsicherheit. Der Standort Deutschland bekommt mit 2,4 von den US-Unternehmen noch die Note ‚Gut‘ – aber verschlechtert sich damit im Vergleich zum Vorjahr (2015: 2,1). Eine Herausforderung bleibt auch der Wettbewerbsdruck aus Asien. Damit sich dieser Trend nicht fortsetzt, müssten laut Umfrage die Digitalisierung vorangetrieben und die Fachkräftebasis gesichert werden sowie die Energiepreise wettbewerbsfähig bleiben.

„Deutschland zählt weiterhin zu den beliebtesten Wirtschaftsstandorten. Im Vergleich zu 2014 hat sich erfreulicherweise eine Erholung bei den Investitionen ergeben. In Zukunft müssen wir allerdings noch stärker an der Umsetzung der Digitalisierung arbeiten – der Trend ist gesetzt, aber jetzt müssen Fakten geschaffen werden. Der internationale Wettbewerb ist enorm“, so Bernhard Mattes, Präsident von AmCham Germany und Vorsitzender der Geschäftsführung der Ford-Werke GmbH. „Dabei sind keine nationalen Insellösungen gefragt, sondern eine starke europäische Initiative und der transatlantische Schulterschluss. Das betrifft auch andere Felder wie Handel, Energie, Sicherheit und Gesellschaft. Unsere Umfrage ist ein Indikator für eine zunehmende Verunsicherung unter Investoren über die Entwicklung der EU. Die Politik muss hier gegensteuern – schnell und nachhaltig. Denn Investitionen wachsen dort, wo sie ein stabiles Umfeld vorfinden.“

Standort Deutschland: Die Digitalisierung hat höchste Priorität

Gefragt nach den größten Herausforderungen, steht für 63 Prozent der US-Unternehmen das Anliegen an erster Stelle, den digitalen Wandel voranzutreiben. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg von 13 Prozentpunkten. Der Ausbau einer entsprechenden digitalen Infrastruktur, die Aus- und Fortbildung der Mitarbeiter und eine stärkere Gründungskultur verweist damit sogar das Dauerbrennerthema „Sicherung der Fachkräftebasis“ auf den zweiten Platz (58 Prozent). Weiterhin als wichtig eingestuft werden wettbewerbsfähige Energiepreise (43 Prozent) und der Abschluss des TTIP-Abkommens (38 Prozent). Für einen erfolgreichen Abschluss sei insbesondere eine Einigung beim Schutz vor Diskriminierung bei Direktinvestitionen in den USA oder in der Europäischen Union und  beim Marktzugang im öffentlichen Sektor, z.B. bei der Vergabe von Aufträgen in der Bauwirtschaft, von Bedeutung.

„Das ist ein klares Signal: Die EU und USA müssen hier schnellstmöglich ihre Differenzen beilegen und eine gemeinsame Lösung anstreben. Die Verhandlungen über das TTIP-Abkommen sollten dabei ruhig und sachlich weitergeführt werden. Und die Bundesregierung sollte das TTIP-Abkommen von deutscher Seite einstimmig und entschieden unterstützen“, so Mattes.

Aus aktuellem Anlass wurde erstmalig nach einer Einordnung der Flüchtlingsthematik gefragt. Momentan sehen 20 Prozent der US-Unternehmen in der Integration der Flüchtlinge eine wichtige Aufgabe für den Standort Deutschland.

„Die Mehrheit der Unternehmen scheint damit noch die weitere politische und gesellschaftliche Herangehensweise abzuwarten“, so Mattes. „Mit Blick auf die anhaltende EU-weite Diskussion könnten sich die Integration der Flüchtlinge und der Umgang in der deutschen Gesellschaft langfristig aber zu einem ausschlaggebenden Imagefaktor für den Standort entwickeln.“

Standort Europa: Als Wirtschaftsregion beliebt, aber Asien auf der Überholspur - Eurokrise kratzt am Image Europas

Bei der Bewertung des Standorts Europa zeigt sich eine wachsende Unsicherheit. Für 87 Prozent der US-Unternehmen zählt der Kontinent heute zwar zu den wichtigsten Wirtschaftsregionen außerhalb des Heimmarkts und für 95 Prozent ist Europa ein stabiler Standort. Schon in fünf Jahren könnte dieses Bild allerdings anders aussehen: Dann erwarten nur noch 55 Prozent, dass Europa der wichtigste Auslandsmarkt ist, während 45 Prozent von Asien ausgehen. Zur Verunsicherung tragen insbesondere die anhaltende wirtschaftliche Schwäche und die weiter schwelende Eurokrise (78 Prozent), der Aufstieg populistischer Parteien (68 Prozent) und die Legitimitätskrise der EU-Institutionen (63 Prozent) bei.

Der Austritt Großbritanniens aus der EU hingegen könnte sich für Deutschland sogar positiv auswirken: Rund drei Viertel der US-Unternehmen erwarten dadurch keinen Rückgang ihrer Geschäfte in Deutschland. Ein Viertel rechnet sogar mit einem Anstieg aufgrund von Verlagerungen.

Europa versus USA: Digitaler Wettbewerb auf Augenhöhe

Bei der Digitalisierung sehen die befragten US-Manager einen Wettbewerb auf Augenhöhe. Für 73 Prozent sind die Europäer sowohl Konkurrent als auch Partner. Durchwachsener sieht das Bild bei plattformbasierten digitalen Geschäftsmodellen aus, wie sie Facebook oder Ebay geprägt haben. Neun von zehn US-Unternehmen halten es für wahrscheinlich oder sehr wahrscheinlich, dass der Hauptsitz eines plattformbasierten Geschäftsmodells in den USA sein wird. Niemand sieht in Deutschland eine Vorreiterrolle.

Gefragt, ob sich die eigene Industrie in den nächsten fünf Jahren zu einer plattformbasierten Industrie entwickeln wird, hält sich die Meinung der US-Unternehmen die Waage. Aber nur 39 Prozent der US-Unternehmen rechnen damit, dass sich ihr eigenes Unternehmen zu einem führenden Plattformanbieter entwickeln wird.

„Der Aufbau und der Betrieb digitaler Plattformen wird künftig über Erfolg oder Misserfolg eines Unternehmens entscheiden“, sagt Frank Riemensperger, Vize-Präsident von AmCham Germany und Vorsitzender der Geschäftsführung von Accenture Deutschland. „Hier werden die Daten gesammelt und ausgewertet, um daraus neue digitale Produkte und Services zu entwickeln. Nur wem die Daten gehören, der kann sie auch monetarisieren. Dass Deutschland in diesem Bereich keine führende Rolle zugetraut wird, sollte ein Weckruf für den Standort sein.“

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen im US-Wahljahr

Im US-Superwahljahr richtet sich die Aufmerksamkeit auch auf die politische Lage in den USA. 78 Prozent der US-Unternehmen erwarten zwar keine Auswirkungen auf die deutsch-amerikanischen Beziehungen durch die Präsidentschaftswahlen. Aber immerhin befürchten 18 Prozent der US-Firmen eine Verschlechterung unter einem neuen Präsidenten und nur 4 Prozent gehen von einer Verbesserung aus.

TOP 50 Umsätze im Jahr 2015: Ford, Adam Opel und Amazon

Der Autobauer Ford hat 2015 seine Umsätze gesteigert und 19,76 Mrd. Euro Umsatz in Deutschland erzielt. Platz 2 belegt erneut der Autobauer Adam Opel mit einem geschätzten Umsatz von 14,1 Mrd. Euro. Amazon steigt um einen Platz auf Platz 3 mit einem Umsatz von 11,1 Mrd. Euro. Damit rutscht ExxonMobil Central Europe Holding GmbH („Esso“) auf Platz 4 mit einem Umsatz von 9,5 Mrd. Euro in Deutschland (inklusive Mineralölsteuer).

Die TOP 50 US-Unternehmen sind vor allem in der IT-Branche, der Automobilbranche und in der Rohstoff- und Energiebranche aktiv. Besonders stark wachsen die Dienstleistungs- und Handelsbranche (+14,1%), getrieben von den digitalen Akteuren wie Amazon und durch die Übernahme der 7S Group durch die ManpowerGroup. Die TOP 50 US-Unternehmen stehen für einen Gesamtumsatz in 2015 von rund 170 Mrd. Euro in Deutschland. Das Umsatzwachstum ist mit einer Steigerung von +2,0 Prozent gegenüber 2014 (+1,0 Prozent) deutlich im Plus.

Größte Arbeitgeber 2015: McDonald’s, Manpower, Ford

Der größte Arbeitgeber unter den US-Firmen in Deutschland ist McDonald’s Deutschland mit 58.000 Mitarbeitern (Firmenschätzung, inklusive Franchise) vor der ManpowerGroup (27.000). Die Ford-Werke GmbH rutscht damit auf Platz 3 (25.426) und Adam Opel auf Platz 4 (18.160). Auf Platz 5 findet sich United Parcel Service Deutschland (18.000). Insgesamt sichern die TOP 30 US-Arbeitgeber etwa 330.000 Arbeitsplätze in Deutschland.

„Die Branchenanalyse der TOP 50 US-Firmen hierzulande zeigt, dass vor allem digitale Vorreiter unvermindert stark wachsen“, so Frank Riemensperger. „Die amerikanischen IT-Unternehmen haben gemessen am Umsatz inzwischen sogar die Automobilbranche überholt. Wir müssen deshalb gerade in Deutschland die Digitalisierung noch stärker als Chance begreifen. Die deutschen Unternehmen sind in Sachen Industrie 4.0 und smarten Produkten und Services zwar gut aufgestellt. Die US-Wirtschaft ist aber bei der Etablierung von digitalen Plattformen der Vorreiter. Die Kombination von beidem wird das Erfolgsrezept für die digitale Wirtschaft der Zukunft sein.“

Die Infografik „Wie US-Unternehmen den Standort Deutschland und Europa bewerten“

Der TOP 50 Podcast auf AmCham Germanys YouTube Kanal: „Chamber Chat mit Bernhard Mattes“

Über das Ranking                                                                                               

Das TOP 50-Ranking der AmCham Germany listet jährlich die größten US-Unternehmen in Deutschland bzw. Tochterunternehmen amerikanischer Muttergesellschaften in Deutschland, gemessen am Umsatz und an den Mitarbeiterzahlen im Vorjahr. Das Ordnungskriterium für die Umsätze sind Netto-Umsätze, d.h. Umsätze ohne jegliche Mehrwertsteuer. Eine Ausnahme stellen die Mineralöl- und Tabaksteuer dar.

Für die Umfrage wurden die amerikanischen Mitgliedsfirmen der AmCham Germany mit mehr als 50 Prozent amerikanischem Kapital befragt. Beteiligt haben sich 38 Firmen. Die Befragung wurde mit freundlicher Unterstützung von Accenture (www.accenture.de), eine weltweit führender Managementberatungs-, Technologie- und Outsourcing-Dienstleister durchgeführt.

Über AmCham Germany

Die Amerikanische Handelskammer in Deutschland (AmCham Germany) fördert die globalen Handelsbeziehungen, die auf dem starken Fundament der amerikanisch-deutschen Partnerschaft stehen. Dabei unterstützen und fördern wir aktiv die Interessen unserer Mitglieder durch unser Netzwerk in Wirtschaft, Politik und den AmChams weltweit. AmCham Germany ermöglicht interkulturelles Verständnis, Zusammenarbeit und neue Investitionen durch die Grundsätze eines transparenten Dialogs, freien Handels und eines wettbewerbsfähigen und offenen Wirtschaftsklimas.

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